Meine Oma, mütterlicherseits, war in jungen Jahren schon sehr vom Schicksal gezeichnet. Sie verlor zwei ihrer drei Kinder, ebenso war sie im Alter von 41 Jahren, schon von meinem Opa geschieden. Dieser wohnte jedoch, nach der Scheidung 1948 (an dieser Stelle ein herzliches Vergelts Gott an den Mitarbeiter meiner Heimatgemeinde, der mir bei der Recherche geholfen hat) mit seiner zweiten Frau, in demselben Wohnhaus wie Oma, nur im nächsten Eingang. Als Teenager oder junger Mensch macht man sich über so etwas überhaupt keine Gedanken, was dies wohl für das Seelenleben meiner Oma geheißen hatte.
All diese Umstände riefen bei meiner Oma Angstzustände, Verlustängste, Depressionen und mehr, hervor.
Als meine Mama in der Ausbildung zur Wirtschafterin in einem Gasthof im Unterallgäu war, wurde meine Oma krank. Daraufhin musste meine Mama ihre Ausbildung abbrechen.
Und heute stehe ich, mit dem Erbe meiner Oma, da. Viele Bücher, Hörbücher, Ausbildungen etc. später, weiß ich das all dies, was ich bisher erlebt und gefühlt habe, nicht meines war. Und ich weiß auch, dass es bei mir endet. Ich nehme die Bürde von meinen Kindern, Enkelkindern und folgenden Generationen
Es gibt ein wunderbares Buck von Mark Wollyn, dass ich schon einmal vorgestellt habe. Es heißt: Dieser Schmerz ist nicht meiner. Und es ist wirklich ein Augenöffner.
Eine Depression ist nicht gleich eine Depression. Es gibt leichtere und schwerere Zustände. An manchen Tagen bin ich einfach nur müde und ausgelaugt. An anderen traurig, erschöpft und zu nichts in der Lage. Oft spielt auch das Wetter noch mit rein. Wenn es sonnig und warm ist, ist es einfacher da ich mich dann um den Garten kümmere oder einfach nur in der Sonne rumgammle.
Auch hat es viel damit zu tun, wie ich geschlafen habe und wie ich aufwache. Wenn ich jede Stunde wach bin, mich hin und her wälze, fühl ich mich matsche und platt. Oft wache ich dann irgendwann auf und frage mich warum ich aufstehen sollte. Was motiviert mich. Was könnte ich heute tun? Glücksspiel im Internet? Kuchen backen? Likör ansetzen? Neue Plakate entwerfen?
Ins Büro? Wo sich keiner für mich interessiert? Wo ich Lebenszeit verbringe die in keinster Weise ausgefüllt ist. Wo niemand da ist der mit mir redet, weil ich die einzige Angestellte bin, weil es niemanden interessiert wie ich mich damit fühle?
Manchmal schaffe ich es dann aus dieser Schleife heraus und stehe auf. Und wenn nicht, bleibe ich liegen und ärgere mich, dass ich es nicht schaffe, aufzustehen. Und das ist dann ein Teufelskreis der, später noch mit bitteren Selbstvorwürfen endet.
Zum Glück für mich, habe ich noch nie an Selbstmord gedacht. Dazu lebe ich dann doch viel zu gern. Und ich weiß, dass es auch immer einen Ausweg gibt. Irgendwie, irgendwo und irgendwann. Und ich weiß auch, dass es auch weitaus schlimmere Formen der Depression gibt. Und ich hoffe das die Menschen mit diesen Symptomen, Menschen in ihrer Umgebung haben, die ihnen helfen und sie unterstützen. Und sie verstehen. Und sich Kommentare wie: Stell dich nicht so an, verkneifen. Denn damit ist uns wahrlich nicht geholfen.
Ich habe diesen Satz so oft gehört, weil mein Zustand auf absolutes Unverständnis meiner Umwelt gestoßen ist. Ich, die immer lebensfroh war, gerne getanzt hat, gerne unterwegs war. Ich stand nun im Supermarkt und ließ den vollen Einkaufswagen stehen, weil ich raus musste, aus dem Geschäft. Weil ich die Energien der anderen Menschen um mich herum nicht mehr ertragen konnte.
Wenn ich am Essenstisch saß und kaum den Kopf heben konnte, weil ich gefühlt, die Last und den Schmerz der ganzen Welt auf meinen Schultern trug.
Das sind wahrlich Momente in den ich auch keine Nähe ertrage. Oder Mitleid.
Sei einfach da und versuch mich zu verstehen…………..